Stefan Dunker (l.) und Gerhard Henke von der Firma Kieback & Peter stehen vor dem Neubau am Hellweg. Gut 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen hier Büroräume beziehen.
Fotos: Karin Prignitz
Neues Gewerbe in der Südstadt
Die Kreyer-Unternehmensgruppe aus Schloß Holte-Stukenbrock baut am Hellweg Produktionshallen und ein Bürogebäude. Die Hallen sollen im Sommer bezogen werden.
Oerlinghausen. Lange hat die Gewerbefläche brach gelegen. Seit September vergangenen Jahres wird am Hellweg nahe der Firma Gundlach gebaut. Riesige Betongerüste haben in den Himmel geragt, sind mittlerweile teilweise mit dunklen Sandwich-Paneelen umhüllt worden. Zwei Hallen und ein Gebäude entstehen. Drei Firmen werden am Standort Oerlinghausen produzieren, insgesamt 150 Mitarbeiter dort beschäftigt sein. „Ab August sollen alle Hallen bezogen sein, die Büros bis Ende des Jahres“, kündigt Kevin Kreyer, Gründer der Kreyer- Unternehmensgruppe aus Schloß Holte-Stukenbrock an. Ursprünglich ist eine andere Fläche favorisiert worden, „aber alle freuen sich, jetzt hier zu sein“, sagt Kreyer.

Kevin Kreyer vor der größten im Bau befindlichen Halle. Insgesamt rund 150
Mitarbeiter werden am
Standort in Oerlinghausen arbeiten. Die Hallen sollen
im August bezogen sein, die Büros bis Ende des Jahres.
„Wir brauchen mehr Fläche, weil wir extrem expandieren“
Seit dem Jahr 2008 entwickeln die Firmen Glasprofi24, Panther Glas und ETG maßgefertigte Lösungen aus einer Kombination aus Glas und Edelstahl für Haus und Garten. Die Produkte reichen vom Gelände über Duschabtrennungen bis zur Terrassenüberdachung.
Das von Kreyer aufgebaute Unternehmen wächst, benötigt mehr Platz. "Wir brauchten unbedingt mehr Fläche, weil wir extrem expandieren", berichtet Kreyer. Eine im Gewerbegebiet Stukenbrock-Senne erworbene Fläche sei nicht schnell genug erschlossen worden. "Deshalb haben wir uns auf die Suche nach einem weiteren Grundstück gemacht, das sofort zur Verfügung stand." Bürgermeister Dirk Becker habe angeregt, doch einmal bei der Firma Hanning nachzufragen. Ihr gehörte die Fläche am Hellweg.
Kevin Kreyer hebt zudem die "sehr gute Kooperation mit der Stadt und den Stadtwerken Oerlinghausen" positiv hervor.
Auf einem 23.000 Quadratmeter großen Areal, so Kreyer, entstehen derzeit auf 10.000 Quadratmetern Hallenflächen und auf 2.500 Quadratmetern Büros von Glasprofi24 und ETG. Eine Halle im hinteren Teil wird als Mieter die Firma August Dreckshage aus Bielefeld nutzen. Das Handels- und Fertigungsunternehmen vereint die vier Produktbereiche Lineartechnik, Werkstoffe Profile und Systeme sowie Technische Walzen. Das Unternehmen führt seine derzeit in Schloß Holte-Stukenbrock bestehenden Betriebsstandorte und weitere Lagerstandorte in Paderborn auf dem Oerlinghauser Gelände auf einer Gesamtfläche von rund 4.800 Quadratmetern zusammen.
"Der neue Standort dient zum einen als Vorlager für den Standort in Bielefeld-Hillegossen als auch zur Lagerung und Kommissionierung von Edelstahlrohr", heißt es in einer Pressemitteilung. Mit den neuen Hallen rückt man mit den bisher weiter entfernten Standorten näher an den Stammsitz heran, nennt Geschäftsführer Christian Steffen einen entscheidenden Vorteil. "Wir können den Logistikaufwand somit deutlich reduzieren."
Weiterer Mieter ist die Firma Kieback & Peter aus Bielefeld. Das Familienunternehmen mit insgesamt 1.500 Beschäftigten an 50 Standorten weltweit gilt als Experte für Gebäudeautomation und wird im Neubau am Hellweg Büroräume für rund 30 Mitarbeiter im zweiten Obergeschoss beziehen.
Der Standort sei zentral gelegen, loben Regionalleiter Gerhard Henke und der stellvertretende Niederlassungsleiter Stefan Dunker die verkehrsmäßig günstige Lage. "Unsere Mitarbeiter, deren Zahl wächst, kommen aus einem Einzugsbereich von 30 bis 40 Kilometern."
"Wir hätten gerne mit einem dritten Bürogeschoss gebaut", informiert Kevin Kreyer. Dem habe die Stadt aber nicht zugestimmt. Fünf Meter Höhenunterschied hätten vom Hellweg zur Rudolf-Diesel-Straße ausgeglichen werden müssen.
Auf die Hallendachflächen kommt jeweils eine Photovoltaik-Anlage.
Gebaut wird nach Niedrigenergie-Standard KfW 40. Eine Anbindung an die Holzhackschnitzelanlage der Stadtwerke Oerlinghausen sei leider nicht möglich gewesen, berichtete Kevin Kreyer. "Also bauen wir eine eigene Anlage." Zudem werden 90.000 Liter Löschwasser vorgehalten.
Gründer Kevin Kreyer, der unter anderem das Fitnessstudio X-Sports in Schloß Holte-Stukenbrock gebaut hat, und seine beiden Geschäftsführer Bernd Lietke und Sebastian Biener versprechen sich von der Konzentration aller Firmen und Abteilungen von Glasprofi24, der beim Award "Deutschlands beste Online-Shops" in der Kategorie Glasprodukte zum Gesamtsieger gewählt worden ist, Panther Glas und ETG "einen reibungslosen Ablauf zwischen den Abteilungen und ein noch stärkeres Wir-Gefühl".
Auf dem erworbenen Areal befindet sich zudem die Bestandshalle von "Living Pictures". Sie soll dort bleiben. Zufahrten auf das Gelände wird es vom Hellweg und von der Rudolf-Diesel-Straße geben.
Die Situation fürs Gewerbe
Oerlinghausen ist Stadt der Segelflieger, zieht Touristen mit dem Archäologischen Freilichtmuseum, dem Tönsberg, seinen Tweten und hochwertiger Gastronomie an. Für eine Gewerbeflächenentwicklung ist die Bergstadt indes nicht reich mit geeigneten Flächen gesegnet. Das liege auch an der Topographie, gibt Marc Plaßmann zu bedenken.
Wo umliegende Kommunen mit hohen Gewerbesteuereinnahmen rechnen können, muss die Stadt mit ihren anderen Pfunden wuchern, zu denen bald auch die Klimaerlebniswelt in unmittelbarer Nähe des Freibades zählt. „Etwa ein Zehntel der Fläche des Stadtgebietes machen Gewerbeflächen aus“, sagt der Technische Leiter des Fachbereichs Bauen und Umwelt.
Eine weitere Fläche, auf der Industrieansiedlung möglich wäre, liegt aus Sicht der Stadt auf der anderen Seite des Hellwegs. Bei der Neuaufstellung des Regionalplanes sei diese Waldfläche angesprochen worden. „In bisheriger Abwägung hat die Planungsbehörde das Ansinnen negativ beschieden.“ In einer zweiten Beteiligungsrunde soll das Thema aber erneut angesprochen werden, kündigte Marc Plaßmann an. (kap)
Quelle: Zeitungsverlag Neue Westfälische GmbH & Co. KG